Mediation ist ein strukturiertes außergerichtliches Vorgehen zur Lösung von Streitigkeiten. Die Betroffenen können kurzfristig einen unabhängigen Vermittlern – den Mediator – einschalten. Der Mediator vereinbart vertrauliche Gespräche mit den Medianden (TeilnehmerInnen). Dabei geht er nach einer bestimmten Vorgehensweise vor. Daher wird das genannte Verfahren „strukturiert“ genannt.
Der Ablauf ist in verschiedene Phasen unterteilt, die bis zum Ergebnis durchlaufen werden. Die Phasen sind nicht einheitlich geregelt. Daher erkläre ich hier eines der bekanntesten Vorgehensweisen, wobei die Einteilung auch deutlich verfeinert werden kann.
Phase 1 – Auftragsklärung
Alle Rahmenbedingungen werden geklärt: TeilnehmerInnen (Medianden), Aufgabenstellung, Aufteilung der Kosten, Grundregeln der Zusammenarbeit, Erklärung der Phasen, Abstimmung der Termine, Klärung wichtiger Fragen, vertragliche Regelungen.
Beispiel: Vater und Sohn sind sich bezüglich der Unternehmensübergabe nicht einig und haben unterschiedliche Vorstellungen. Vater und Sohn streiten sich über die Nachfolgeregelung im Betrieb. Die Kosten übernimmt die Firma. Sie entscheiden sich, das Verfahren für ihre Aufgabenstellung zu nutzen.
Phase 2 – Bestandsaufnahme
Jetzt wird geklärt, über was gestritten wird und wer beteiligt ist. Jeder schildert seine Sichtweise. Für das Verfahren notwendige Informationen werden allen bereitgestellt. Hier kristallisiert sich der erste kleine gemeinsame Nenner ab. Die Parteien einigen welche strittigen Punkte durch das Verfahren bearbeitet werden sollen und legen bei mehreren Themen ggf. Prioritäten fest.
Beispiel: Vater und Sohn verständigen sich darüber, dass es nur um die Frage der Nachfolgeregelung geht. Sie formulieren die Frage „Wie wollen wir die Betriebsübergabe gestalten?“
Phase 3 – Bearbeitung der Konfliktfelder
Die Beteiligten haben Zeit und Raum ihre Sichtweisen und Argumente zu der jeweiligen Fragestellung zu äußern.
Beispiel: Vater und Sohn schildern jeweils ihre Standpunkte, Meinungen und Erwartungen zu der Frage. Der Sohn empfindet Misstrauen durch seinen Vater. Der Vater ist deshalb sehr gekränkt.
Phase 4 – Erhellung der Sichtweisen
Die hintergründigen Interessen und Bedürfnisse werden deutlich – ein Erkenntnisgewinn findet statt.
Beispiel: Durch die Vermittlung des Mediators werden alle Bedenken und die dahinter liegenden Befindlichkeiten von Vater und Sohn angesprochen. Es kommt heraus, dass der Sohn vom Vater bevormundet wird, wenn der Vater ohne ihn mit Kunden und externen Dienstleistern spricht. Der Sohn möchte aber den Vater unbedingt weiter als Ratgeber an seiner Seite haben. Er schätzt den Austausch mit dem Vater. Der Vater fühlt sich dagegen durch das vom Sohn entgegengebrachte Misstrauen gekränkt. Immerhin ist er noch der Inhaber und kann entscheiden wie er will. Er wünscht sich, dass der Sohn das Unternehmen übernimmt. Für ihn ist sein Sohn die absolut beste Wahl „den Laden“ zu übernehmen. Er traut ihm viel zu und hält ihn für äußert kompetent.
Phase 5 – Lösungsfindung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die gemeinsame Lösungsfindung gestaltet wird. Beide Medianden äußern ihre Ideen dazu. Jeder bewertet die Vorschläge und kommt zu einem Ergebnis. Es kommt zu gemeinsamen oder unterschiedlich bewerteten Lösungen, die erklärt, diskutiert und verhandelt werden. Oft kommt es zu ganz überraschenden Ergebnissen oder Lösungen, die sich bereits abgezeichnet haben.
Beispiel: Vater und Sohn entwickeln einen gemeinsamen „Marshall“-Plan und verteilen die Aufgaben im Unternehmen neu. Weil Ihr Streit beigelegt ist und sie gemeinsam wissen, was sie wollen, ist eine weitere Begleitung durch den Mediator nicht mehr nötig.
Phase 6 – Abschluss und Ratifizierung
Das Ergebnis des Verfahrens wird schriftlich festgehalten und von den Parteien unterschrieben. Hier kann auch das Einschalten eines Anwalts sinnvoll sein.
Beispiel: Vater und Sohn beauftragen den Steuerberater und Rechtsanwalt ihre Hauses ein schlüssiges Konzept zur Betriebsübergabe vorzubereiten.
Tel. 02773-7080712
mail@kloos-beratung.de